Unerfüllter Kinderwunsch
Ursachen und Behandlung


Dr.Tom Philipp,Facharzt Gynäkologie und Geburtshilfe

Zu beachten ist, dass unter optimalen Voraussetzungen die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden nur 15 bis 20 Prozent beträgt. Generell  liegt der optimale Zeitpunkt für eine Empfängnis zwischen dem 11. und 15. Zyklustag, gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung. (Der erste Zyklustag (ZT) ist der erste Tag der Regelblutung.)  Zwischen 11.und 15. Zyklustag findet der Eisprung statt. Von Sterilität ist zumeist dann die Rede, wenn bei einem Paar nach einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eintritt.

Ursachen der Sterilität, also der Unfruchtbarkeit der Frau bzw. Zeugungsunfähigkeit des Mannes, können verschiedener Art sein. Bei der Abklärung ist es natürlich notwendig ,dass beide  Partner an der Diagnostik und der Behandlung teilnehmen:

Ursachen der Unfruchtbarkeit bei der Frau:

- Hormonelle Störungen, die die Funktion der Hirnanhangsdrüse der Eierstöcke, der Schilddrüse oder der Nebennierenrinde betreffen können.

- Organische Ursachen wie z. B. verschlossene oder durch Operationen entfernte Eileiter, versprengte Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) gutartige Knoten der Gebärmutter (Myome) oder Veränderungen der Gebärmutterhöhle (durch z.B. Myome ,Polypen oder Entzündungen ).

-In seltenen Fällen besteht eine Unverträglichkeit von Samen und Gebärmutterschleim. Spermien werden durch den Schleim abgetötet und können den Gebärmutterhals nicht passieren.  

Ursachen der Zeugungsunfähigkeit beim Mann:

- unzureichende Produktion von beweglichen Spermien ausgelöst durch Störungen der Hodenfunktion, der Hirnanhangsdrüse, des Stammhirns, der Schilddrüse oder der Nebennierenrinde.

- Blockierung der Samenleiter.

Bewährt hat sich bei der Abklärung und Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches ein stufenweises Vorgehen (d.h. die Partner wenig belastende Untersuchungen werden zuerst durchgeführt.):

  • Vorgeschichte (Anamnese),gynäkologische Untersuchung, vaginaler Ultraschall, Hormonanalyse der Frau (eventuell seriell-ein Hormonstatus stellt immer nur eine Momentaufnahme dar), Erstellung des Spermiogramms (beurteilt werden im Labor Menge, Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien).
  • Bei unauffälligen Befunden(Hormonstaus und Spermiogramm) Zyklusüberwachung mittels Ultraschall (beurteilt werden die zyklusabhängige Dicke der Gebärmutterschleimhaut und das Wachstum der Eibläschen- Follikel), Geschlechtsverkehr zum optimalen Zeitpunkt.
  • Hormonelle Stimulation :Es gibt verschiedene „hormonelle Stimulationsprotokolle “. Beginn zumeist  zwischen 2. und 5. Zyklustag. Das Eibläschenwachstum (Follikelwachstum) wird durch eine möglichst niedrig dosierte Hormongabe(Tabletten oder Injektionen) angeregt. Mehrer Follikeln wachsen heran was im Ultraschall kontrolliert wird. Der Eisprung wird durch eine einmalige Hormongabe ausgelöst. Die zweite Zyklushälfte wird durch ein Gelbkörperhormongabe unterstützt.
  • Bei auffälligen Befunden(z. B :Anamnese, erfolglose Stimulationsbehandlung, Ultraschallauffälligkeiten) Abklärung der Gebärmutterhöhle und der Eileiter mittels Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) und Bauchspiegelung (Laparoskopie). Diese Untersuchungen werden in Narkose durchgeführt, stellen wohl den „Goldstandard“ bei der Abklärung organischer Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches dar und haben außerdem den Vorteil dass viele organische Veränderungen gleich behandelt werden können.
Bei auffälligem Spermabefund oder irreversibel verschlossenen Eileitern der Frau wird man dem Paar eine künstliche Befruchtung (IVF) empfehlen. Wobei bei einer sehr schlechten Spermaqualität (weniger als fünf bis zehn Millionen pro Milliliter), oder einer schlechten Spermamorphologie (Aussehen, Form der Spermien) zumeist eine ICSI- Therapie angeraten wird.

 

Univ. Doz. Dr. Tom Philipp - Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe

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